Zwei Monate Sardinien haben gezeigt, was wir eigentlich für ‚Unterwegs‘ benötigen und was in unseren Augen einfach nur Stauraum nimmt. Ebenso lies unsere spontane Entscheidung, kurz über Deutschland zu fahren und nochmals umzupacken, die Möglichkeit zu, unser Frischwassersystem zu erneuern. Denn unser Frischwasser roch und schmeckte immer noch leicht nach Alge, trotz der bereits vorgenommenen Chlorreinigung auf Sardinien. Die Wasserleitungen im Alter von 13 Jahre ließen die Vermutung entstehen, dass es eher an den Wasserleitungen selbst und nicht an den Frischwassertanks läge.

Nach der Lieferung von Wasserleitungen, notwendigen Ersatzteilen und anderen reisetauglichen Dingen, begonnen wir mit der Erneuerung. Das Frischwassersystem hat ein paar tote Enden und jeweils eine Warm- und Kaltwasserleitung. Die Warmwassertherme flog schon vor einer Weile raus (nichts für Warmduscher), dadurch ist die Warmwasserleitung überflüssig und nur eine gefährliche Brutstelle für eventuelle Leckagen. Eine einzelne Druckwasserleitung ersetzt nun beide Wasserleitungen. Einige Bauteile wurden gewartet, andere wiederum ersetzt. Nach dem Einbau das freudige Ergebnis: Alles ist dicht und der Geschmack ist wieder wunderbar neutral.

Die Gelegenheit für die kleine Inspektion ließ sich Benny auch nicht entgehen, sowie das Kabinendach neu zu lackieren.

Ein schönes Wiedersehen mit Familie, Freunden und Nachbarn ging nach zwei Wochen zu Ende und wir begaben uns auf die anstehende Balkanroute. In Bad Aibling unterbrachen wir unsere Reise vorerst, um zwei schöne Tage mit lieben Freunden zu verbringen. Die weitere Tour führte uns nach Österreich, die eine GoBox (elektronische Mautbox für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen auf Autobahnen und bestimmten Schnellstraßen) voraussetzt. Die Abrechnung erfolgt elektronisch anhand der Achsanzahl, Schadstoffklasse des Fahrzeuges und den gefahrenen Streckenkilometern.

Am Mondsee in Österreich verbrachten wir die erste Nacht. Bei einem abendlichen Spaziergang setzten wir uns auf eine Bank, um den See zu betrachten. Eine kleine Gruppe Chinesen unterhielt sich währenddessen auf der Bank hinter uns. Sie sprachen in ihrer Landessprache darüber, wie man wohl am besten die Einheimischen ansprechen könnte. Diese Frage gaben sie in ein Übersetzungsprogramm ein und einer las auf Englisch vor: „Are you an Aborigine?“ Benny schmunzelte, da er sie verstehen konnte und half der Gruppe auf Chinesisch aus. Ein lustiges Gespräch, indem Benny seine Chinesisch Kenntnisse wieder etwas auffrischen konnte, entstand.

Als nächstes steuerten wir den Attersee an, auf dem wir endlich unser Schlauchboot ausprobieren konnten. Benny sonnte sich den halben Tag im Boot und genoss die traumhafte Aussicht auf die Berge, die den See umringten.

Ein Zoobesuch im ‚Zoo Schmiding’ tat einen weiteren tollen Übernachtungsplatz auf. Allerdings fanden wir knapp 20€ pro Person recht teuer, aber gaben uns dennoch einen Ruck die Portokasse zu plündern. Viele interessante Tiere und ein Museum der besonderen Art warteten auf uns. Fazit: Der Preis ist auf jeden Fall gerechtfertigt.

Abends schauten wir ein bisschen im Internet, da wir schon länger auf der Suche nach einem kleinen Aufpasser sind. Auf der Internetseite der Tiervermittlung ‘Animal Hope Nitra’ haben wir tatsächlich einen Vierbeiner entdeckt und mit der Pflegestelle einen Termin zur Besichtigung vereinbart. Diese Tiervermittlung holt Hunde aus einem Tierheim in der Slowakei (in Nitra) und bringt sie in Pflegefamilien in Österreich unter, bis sich ein passender Besitzer findet. Also suchten wir Babsi, bei der Jago wohnte, auf. Aus der ersten Beschnupperung entwickelte sich ziemlich schnell Sympathie. Um zu sehen, ob ‘Unimog fahren’ ihm gefällt und wir ein gutes Dreierteam werden könnten, nahmen wir Jago zur Probe ein paar Tage mit. Babsi vermittelte uns einen Stellplatz auf dem Gelände der Hundeschule Wilhelmsburg.

Dort machten wir die Bekanntschaft mit vielen lieben Menschen, die uns mit wahnsinniger Gastfreundschaft überhäuften. Egal welche Wehwehchen auftauchten, wir wurden von allen rundum versorgt. Mit Geschenken und Nettigkeiten überhäuft, können wir eigentlich nur ein von Herzen kommendes Dankeschön an Eva und Karl, Babsi, Thomas und Sabrina und all die Anderen sagen. Nach einer tollen Woche auf dem Hundeplatz in Wilhelmsburg und Jago im Schlepptau, verabschiedete man uns sogar mit einem kleinen Grillfest.

Übrigens: Die Geschichte von Jago „Vom Kettenhund zum Weltenbummler“ findet ihr hier: Jago’s Geschichte

Nächster Haltepunkt war in Kapelln, an einem Pfarrheim und Naturlehrpfad. Jago konnte ausgiebig die Wälder erschnüffeln und wir lange Spaziergänge unternehmen. Tags darauf führte uns ein schmaler Weg zur Hochramalpe hinauf. Bernhard, ein Unimog-Liebhaber, zögerte nicht uns anzusprechen und in seine Werkstatt einzuladen. Bei ihm lernten wir auch Georg mit seinem Hund Ferdinand kennen. Jagos erste Spielfreundschaft entstand und die beiden tollten über den Hof, als gäbe es kein Morgen. Ein unvergesslicher Abend, bei Bier und Wein, mit langen Gesprächen über Gott und die Welt folgte.

Langsam tasteten wir uns an Ungarn heran und übernachteten noch einmal in Parndorf, um am folgenden Tag die Grenze Österreichs hinter uns zu lassen.